Das Ergebnis der externen Evaluierung der Austrian Development Agency, der Durchführungsorganisation der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) liegt vor. Im Bereich Kommunikation gibt es auf jeden Fall einiges zu tun, meint Kurt Luger.
Kommunikation ist eine sensible Ressource und Ministerien, Behörden, Ämter und Quasi-Ämter, aber auch Agenturen tun sich damit besonders schwer. Wenngleich die Lehrbücher der Public Relations voll sind von Handreichungen zur integrierten Kommunikation, zu differenzierter Zielgruppenplanung und strategischer Kommunikationspolitik, so scheint die Dialogbereitschaft der in solchen Einrichtungen Tätigen unterentwickelt. Beratungsfirmen verdienen viel Geld mit ihren Konzeptpapieren, doch die pflegliche Beziehung zur breiten oder speziellen Öffentlichkeit wird als Unternehmensziel nicht allzu ernst genommen.
Auch Evaluierungen stehen auf geduldigem Papier. Sie ergeben nur Sinn, wenn die Empfehlungen in die Strategie oder gar Struktur des untersuchten Objektes Eingang finden, aus nachgewiesenen Fehlentwicklungen die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Folgt die ADA ihren Evaluatoren, darf man sich auf eine deutliche Verbesserung der Kommunikation dieser der Republik gehörenden Gesellschaft mit beschränkter Haftung freuen.
Diese Evaluierungsstudie legt den Finger auf die internen Kommunikationsdefizite der ADA mit ihren Koordinationsbüros und thematisiert die kapriziöse Beziehung zu den Nichtregierungsorganisationen (NGOs), von denen etliche von der Agentur abhängig sind. Das ist keine gute Voraussetzung für Dialog auf Augenhöhe. Selbst als eine Reihe von Entwicklungsländern von der OEZA-Kooperationsliste gestrichen wurde, erfolgte dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil die Türen, hinter denen die Entscheidungen fielen, so schallgedämpft waren. Außenministerium und ADA hatten entschieden, auf Nachfrage erst wurde der Vollzug mitgeteilt. Die Nachrichtenverbreitung erfolgte wie im vormodernen Zeitalter auf dem Wege der Verordnung, und nicht einmal FachjournalistInnen erfuhren von dieser Trendwende. Transparenz und Mitsprache, die sich entwicklungspolitische Akteure in den vergangenen 15 Jahren erkämpft hatten, wurden die letzten Jahre sehr klein geschrieben und der kritische entwicklungspolitische Diskurs fast gänzlich abgeschrieben.
Mit der ADA betrat ein lokaler Big Player den Raum und besetzte ihn sofort mit dem Etikett „Kompetenzzentrum“. Damit verbunden: Imagefolder, Broschüren, Give aways aller Art, Info-Bulletin, eine Website und viele neue Formulare. Die Stabsstelle Informations- und Öffentlichkeitsarbeit verhalf mit Hilfe professioneller PR-Spezialisten der ADA mit einem inhaltlich wie grafisch einheitlichen Kommunikationskonzept zu einem profilierten öffentlichen Auftritt als dynamische Dienstleisterin.
Gegenüber so viel Hochglanz hat es die entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit schwer sich zu behaupten, weil sie keine schnellen Erfolge aufweisen kann. Auch die NGOs, die in der so genannten Inlandsarbeit tätig sind, hierzulande die gesellschaftspolitische Nord-Süd- bzw. Eine-Welt-Debatte führen, verstehen sich zusehends als Dienstleister, aber sie profitieren von einem Jahrzehnt des Aufbruchs, von den Leistungen vor der ADA-Zeit, als sie mit KommEnt eine Fülle von Policy Papers ausarbeiteten und ihre Arbeit professionalisierten. KommEnt, so die Evaluatoren, hat „seit den 90er Jahren mit dem Globalen Lernen ein europaweit anerkanntes Markenzeichen aufbauen können“. Diese intermediäre Einrichtung war vom Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg zusammen mit AkteurInnen der entwicklungspolitischen Gruppen getragen, machte wichtige Themen diskursfähig und trug eine kritische Öffentlichkeit mit. Transparenz der Förderung und Dialog in der Zusammenarbeit standen für einen Ansatz, der auch den Grundsätzen der politischen Orientierung entsprach, die in dieser Szene hochgehalten werden.
Nun ressortiert diese vormals kritische Öffentlichkeit in einer Mini-Abteilung in der ADA. KommEnt hat man der Aufgabe der Koordinierung und Stimulierung dieser Bildungsarbeit entbunden und damit ein gut funktionierendes Modell und ein bestens qualifiziertes Team zerschlagen. Natürlich brachte das nicht mehr Wirksamkeit, wie auch in der Evaluation bemerkt wird. Das Budget wird mit einem Mini-Team umgesetzt, die Beiräte, die früher jedes Projekt auf Herz und Nieren prüften, hat man auf Bonsai-Niveau reduziert – und desgleichen passiert mit der Kultur des entwicklungspolitischen Diskurses. Die Evaluatoren empfehlen der ADA, den Akzent ihrer Tätigkeit von der „bisher formalen Vertragsabwicklung auf eine fachlich-inhaltliche Steuerung hin zu verlagern“, also genau jene Position einzunehmen, die KommEnt seinerzeit ausübte. Schon damals regten sich die Partnerorganisationen über manche bürokratische Hürde auf – und das nicht zu Unrecht. Heute beansprucht ein Vertragsabschluss einen vielfachen Aufwand von Administration, der das Kreativpotenzial der Abteilung weitgehend absorbiert.
Die Evaluatoren hoffen auf die neue ADA-Geschäftsführung, der sie den Ausbau der Bildungsarbeit vorschlagen. Ebenso wichtig wäre es, diesem Sektor mehr Autonomie sowie inhaltlichen Spielraum zurückzugeben und den partnerorientierten entwicklungspolitischen Diskurs wieder aufzunehmen.
Kurt Luger ist Professor für Transkulturelle Kommunikation an der Universität Salzburg und war von 1994 bis 2005 Vorsitzender von KommEnt. Seit 1983 ist er in der entwicklungspolitischen Bildungs- und Projektarbeit tätig.